sprachdidaktik-sobel 

Ideen und Impulse zur Unterrichtsgestaltung

Jetzt wird’s bunt und lecker: Obstsorten im Fremdsprachenunterricht

Im Sommer ist sie besonders vielfältig und schmackhaft: die Obstauswahl hierzulande. Neben den gängigen heimischen Obstsorten finden sich auch viele Exoten, die nicht nur in Spezialitätengeschäften, sondern auch im Supermarkt erhältlich sind.
Im Anfangsunterricht der Fremdsprache werden die Obst- (und Gemüse)Sorten gewöhnlich im Zuge von Mengenangaben (und Teilungsartikel) eingeführt. Zur Festigung des Vokabulars (und der grammatischen Strukturen) eignen sich Sprachspiele insbesondere, da sie die Schüler*innen dazu auffordern, das Gelernte in kommunikativen Zusammenhängen und in gemeinsamer Interaktion anzuwenden.
Im Mittelstufen- und Fortgeschrittenunterricht spielen Obstsorten (außer als Pausensnack) in der Regel keine Rolle mehr. Doch auch hier gibt es Potenzial, um grammatische Strukturen (z. B. Relativsätze) oder Wortschatz (z.B. Adjektive) zu erwerben und zu trainieren.

N°1: Ich gehe zum Markt… (Niveau A1/2)

Das Spiel funktioniert wie das bekannte „Ich packe meinen Koffer“, d.h. ein*e Schüler*in sagt den Satz „Ich gehe zum Markt und kaufe …“, wobei „…“ durch eine Obstsorte (ggf. mit Mengenangabe) ersetzt wird. Der*Die Sitznachbar*in wiederholt diesen Satz und fügt einen eigenen an. Die Redekette wird entsprechend fortgeführt.
Spielvarianten:

  • Um zu verhindern, dass die Redekette (aufgrund der Vielzahl der Schüler*innen) zu lang wird, kann die Lehrkraft das Symbol Einkaufstasche hochhalten (eine entsprechende Zeichnung auf einem A4-Papier). Die Redekette wird dann unterbrochen und eine neue angefangen.
  • Weiterhin kann das Symbol Geldschein eingeführt werden, um das Spiel zusätzlich schwieriger zu gestalten. Dies bietet sich insbesondere bei kleineren Lerngruppen an, bei denen die Redekette ansonsten eher kurz wäre. Bei dieser Spielvariante gibt es eine zentral eingeblendete Preisliste (oder ein Foto eines Marktstandes mit entsprechenden Preisen). Beim Symbol Geldschein wird die Redekette unterbrochen und alle Schüler*innen berechnen den Preis des bisherigen Einkaufs, indem sie die Preise aus der Liste auf die jeweils genannte Menge beziehen.

N°2: Memory an der Tafel (Niveau A1/2)

Vorbereitend werden die Obstsorten auf A5-Papiere gezeichnet und am besten mit Magneten an der Tafel befestigt. Digitale Versionen sind natürlich auch möglich, wobei die Spielvarianten dann nicht berücksichtigt werden können. Zunächst werden die Obstsorten benannt (in Französisch und Spanisch selbstverständlich mit dem (bestimmten) Artikel) und der Begriff wird auf weitere Papiere geschrieben. Sinnvollerweise werden die Begriffe beim Benennen jeweils in einen Satzkontext eingebunden, z.B. „Ich kaufe…“ oder „Ich mag…“. Anschließend werden die Papiere (ggf. erst nach und nach, wobei der Wortschatz dabei nochmals wiederholt wird) umgedreht und dabei vermischt. Dann wird eine Partie klassisches Memory damit gespielt.
Spielvarianten:

  • Anstatt die Papiere ausschließlich an der Tafel zu versammeln, können diese auch im gesamten Raum verteilt werden. So kommt beim Umdrehen Bewegung ins Spiel, wenn die Schüler*innen nacheinander jeweils einen Versuch haben, die passenden Pärchen zu finden. Vorteil bei dieser Variante ist, dass die dargestellten Inhalte (das Wort oder das Bild) laut vorgetragen werden müssen, weil sie eventuell für die anderen nicht sichtbar sind (wie sie es an der zentral positionierten Tafel wären).
  • Eine Steigerung der o.a. Variante wäre, das Ganze draußen durchzuführen, wobei die Papiere dann beispielsweise unter Pylonen versteckt und diese auf dem Schulhof verteilt werden könnten.
  • Für die Tafelvariante können auch zwei (oder mehr) Papiere wahllos entfernt werden, sodass beim Memoryspiel das Ziel nicht ist, möglichst viele verschiedene Pärchen zu finden, sondern herauszufinden, welche beiden Papiere entfernt wurden.


N°3: Wimmelbilder (Niveau A1 bis B1 - je nach Spielvariante)
Die Lehrkraft wählt im Vorfeld ein Wimmelbild aus, z.B. dieses: (LINK: https://www.fructosefrei.de/kann-obst-wirklich-ungesund-sein/). Dazu können verschiedene Sprachspiele unternommen werden:

  • In einer vorgegebenen Zeit benennen die Schüler*innen die abgebildeten Obstsorten. Das Bild kann nur für kurze Zeit eingeblendet werden, dann müssen die abgebildeten Obstsorten auswendig benannt werden.
  • Die Obstsorten können gezählt werden: Wie viele Orangen/ Grapefruit/ etc. sind sichtbar? Wie viele verschiedene Sorten gibt es insgesamt?
  • Die Farben (bzw. die Angleichung der Farbadjektive) können gefestigt werden: Es gibt rote, blaue und grüne Trauben/ rote, gelbe und grüne Melonen, etc.
  • Präpositionen können gefestigt werden, indem die Position bestimmter Früchte benannt wird.

Spielvarianten:

  • Wenn Sie mit einer digitalen Tafel arbeiten, können Sie eine Fokuslupe über das Bild kursieren lassen, sodass immer nur Ausschnitte zu sehen sind. Dies erhöht den Schwierigkeitsgrad, weil nicht immer alle Obstsorten gleichzeitig zu sehen sind.
  • Das Bild kann ausgedruckt und in (z.B. 6) Teile zerschnitten werden. Ohne einander die Bilder zu zeigen müssen die Schüler*innen nun Partner*innen finden, die gleiche/ unterschiedliche Früchte auf ihrem Bildabschnitt sehen.


N°4: Zufallsgenerator (Niveau A2-B2)
Im Vorfeld gibt die Lehrkraft in einen Zufallsgenerator (z.B. auf classroomscreen.com) die Obstsorten ein. Steht kein digitales Medium zur Verfügung, können die Begriffe auch auf kleinen Kärtchen notiert und diese auf dem Lehrerpult vermischt werden. Ein Impuls wird zufällig ausgewählt, die Schüler*innen sollen dazu einen Satz bilden. Achtung: Die Nachfolgesätze müssen sich immer voneinander unterschieden (also nicht immer „Ich kaufe…“, sondern auch „Wir kaufen“ etc. oder „Ich mag…“/ „Die … sind reif.“ bzw. auch „Meine Mutter hat einen Kuchen mit… gebacken.“ etc. - je nach Lerngruppenniveau).

Spielvarianten:

  • Die Eingabe der Begriffe kann auch mit den Lernenden zusammen passieren. Diese Phase kann als gemeinsames Brainstorming vor dem eigentlichen Spiel genutzt werden.
  • Alternativ kann auch eine Powerpointpräsentation mit Bildimpulsen gestaltet werden. Dadurch fällt der verbale Impuls weg, was die Schwierigkeit erhöht.
  • Anstatt einzelne Schüler*innen spontan einen Satz formulieren zu lassen, kann auch eine individuelle Denkphase dazwischen geschaltet werden, in der die Lernenden innerhalb einer vorgegebenen Zeit (z.B. 1 Minute) einen Satz niederschreiben dürfen. Diese werden dann reihum vorgetragen, bis es eine Dopplung oder einen „Ausfall“ gibt. Bei diesem*r Schüler*in beginnt dann das Vortragen in der nächsten Runde.
  • Es können auch jeweils zwei (oder mehrere) Begriffe zufällig ausgewählt werden, die dann in einen Satz eingebaut werden müssen.
  • Zum Schluss könnten die Schüler*innen möglichst viele der genannten Sätze rekapitulieren und aus dem Gedächtnis aufschreiben. Hier kann dann ein Fokus auf Sprachrichtigkeit gesetzt werden bzw. die genannten Sätze können sprachlich und stilistisch „aufgemotzt“ werden, z.B. durch Einfügen weiterer Vokabeln (z.B. Adjektive, Zeitangaben, etc.) oder durch Umsetzen in verschiedene Zeitstufen oder durch Einfügen von Nebensätzen (z.B. mit Gerundien, Relativsätzen, etc. - je nach Lernstand der Gruppe).


N°5: Obst raten (Niveau B1/2)
Für dieses Sprachspiel beschreiben die Schüler*innen jeweils eine ausgewählte Obstsorte, und zwar in 5 Sätzen, wobei diese inhaltlich immer ein Detail mehr enthüllen (s. Bsp.). Danach werden die Sätze nach und nach vorgetragen und die anderen müssen raten, um welches Obst es sich handelt.

Beispiel:
Diese Frucht ist eher klein.
Normalerweise kauft man mehrere davon.
Sie wächst auf einem Feld.
Kommt diese Frucht aus Deutschland, wird sie meistens in den Monaten Mai und Juni angeboten.
Die Frucht ist rot mit schwarzen Punkten und sie hat in der Regel ein grünes Blatt an sich.
Lösung: Erdbeere


Spielvarianten:

  • Die Schüler*innen schreiben die 5 Sätze jeweils auf einen kleinen Zettel. Die Papiere mehrerer Schüler*innen (oder der ganzen Klasse) werden gemischt und neu ausgeteilt und müssen dann verschiedenen Früchten zugeordnet werden. Alternativ kann mit den Zetteln eine thematische Mindmap gestaltet werden (Kategorien wären z.B. Farbe, Form, Saison, Herkunftsland, etc.).
  • Um die Ratemöglichkeiten einzuschränken, kann ein Wimmelbild (vgl. N°4) verwendet werden oder die Schüler*innen geben ihre Lösung verschlüsselt (z.B. im Buchstabensalat) an, ggf. auf der Tafelrückseite, sodass bei Bedarf „gespickt“ werden kann.


N°6: Redewendungen (Niveau B2-C1)
Die Schüler*innen recherchieren Redewendungen, in denen Obst vorkommt, z.B. auf diesen Webseiten:

Englisch: https://bijlmakers.com/agriculture/fruits-proverbs-and-quotes/
Französisch: https://cotelangues.com/de/deutsche-und-franzosische-redewendungen-aus-dem-obstgarten/
Spanisch: https://www.frutasbruno.com/10-refranes-y-dichos-populares-sobre-la-fruta/


Anschließend fertigen sie ein Bild an, das das Sprichwort visualisiert. Auf der Rückseite ihres Zettels vermerken sie das Sprichwort (und ggf. die deutsche oder anderssprachige Entsprechung oder eine Erklärung in der Fremdsprache). Die Papiere werden mit der Bildseite nach oben im Klassenzimmer ausgelegt und es gilt…

  • die Bilder zu beschreiben und dabei Bilder zu finden, die das gleiche Sprichwort darstellen könnten
  • das Sprichwort zu erraten
  • ins Gespräch zu kommen über Sprichworte aus anderen Kulturkreisen, die ähnlich/unterschiedlich sind (z.B. dt. Mit dem ist nicht gut Kirschen essen; e. He’s not an easy man to deal with; fz. il n’est pas à prendre avec des pincettes; sp. no se anda con bromas;). Hier unbedingt die sprachlichen Potenziale anderer in der Klasse vertretener Erstsprachen nutzen!
  • die Sprichwörter zu kontextualisieren, indem kleine Geschichten erzählt werden, die dazu passen. Ggf. können diese vorgetragen werden, und die Zuhörer*innen finden heraus, um welches Sprichwort es sich handelt.
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