Die TOWER-Methode zum effektiven Fremdsprachenlernen im Anfangsunterricht
Ziel im Anfangsunterricht sollte sein, möglichst schnell ins Sprechen zu kommen, und zwar nicht nur ins Nachsprechen (durch lautes Vorlesen oder Aufsagen von Vokabeln), sondern ins eigene freie Sprechen zu individuellen Sprechanlässen.
Doch wie kann dies gelingen, wenn im Lehrbuch oftmals mit unpersönlichen, nicht unbedingt schüler:innenorientierten Dialogen und Einzelwort-Auswendiglernen gearbeitet wird?
Die TOWER-Methode kann dabei die ersten Lektionen traditioneller Lehrbücher ersetzen, denn mit diesem Verfahren gelingt es den Lernenden, sich einen Grundwortschatz anzueignen und diesen von Anfang an zu benutzen.
Wie funktioniert die Methode?
- Jede:r erstellt sich individuell eine Liste mit 100 (bei jüngeren Lerner:innen kann die Anzahl auch verringert oder gestaffelt werden) lexikalischen Items, die für grundlegende Kommunikation notwendig sind. Beispiel: ja, nein, hallo, tschüß, ich bin, du bist, was, wo, hier, immer, kannst du, danke, bitte, morgens,…
- Diese Items werden memoriert, wozu sich eine Symbolsprache zur Visualisierung (z.B. Winkehand für „tschüß“, Kreuz für „nein“. etc.) sowie diverse Mnemotechniken und -spiele (z.B. Domino, Memory, PostIts, etc.) eignen. Ein besonderer Fokus sollte auf der korrekten Aussprache liegen, d.h. es sollten insbesondere auch Audio- und ggf. Videoaufnahmen genutzt werden. Das Üben kann individuell oder in der Gemeinschaft passieren.
- Anschließend werden aus den Chunks Sätze kombiniert und diese in kommunikativen Arrangements, sogenannten Mini-Dialogen, ausprobiert. Dazu werden z.B. die auf Kärtchen geschriebenen Versatzstücke (z.B. „nein danke“, „ich bin“, etc.) aneinander gelegt, um sinnvolle Sätze zu bilden. Da jede:r Lerner:in eigene 100 Begriffe gefunden hat, gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede, die in dieser Phase produktiv genutzt werden können.
- Die Mini-Dialoge werden nach und nach durch neue Elemente erweitert, um weitere Inhalte ausdrücken zu können.
- Ausgehend von diesen Mini-Dialogen können im Nachgang syntaktische und grammatikalische Regeln thematisiert werden. Es empfiehlt sich, dies erst zu diesem Zeitpunkt zu tun, wenn die Dialoge verinnerlicht sind - sozusagen auf der Zunge liegen - weil dann bereits eine minimale Kommunikationsfähigkeit vorhanden ist.
Hier ein Video, in dem ein spanischer Anwender die Technik - leicht abgewandelt - im Selbstversuch, Italienisch zu sprechen erläutert:
[Screenshot aus "How much Spanish Can I Learn in 30 days?", Minute 6:16; Ein Klick auf das Bild öffnet das Video.]