Dezember 2025
Individualisiertes Lernen mit der Teachback-Methode
Teachback verwandelt passiv Konsumierende und ausschließlich auswendig lernende Schüler:innen in aktiv Lernende. Wenn Schüler:innen neu erworbenes Wissen in eigenen Worten erklären, verfestigen sie Inhalte nicht nur nachhaltig, sondern entwickeln zugleich ein tiefes Verständnis für Zusammenhänge. KI-Chats ermöglichen individuelle Zugänge und ein Voranschreiten im individuellen Tempo, zusätzlich angepasst an die Sprachkenntnisse des Einzelnen.
Wie Teachback funktioniert:
Bei Teachback wird die Rollenverteilung im Lernprozess bewusst umgedreht: Die Lernenden übernehmen die Rolle der Erklärenden und vermitteln einem „Experten“ ihr aktuelles Verständnis zu einem Thema. Diese Perspektivumkehr stärkt nicht nur das metakognitive Bewusstsein, sondern macht Wissenslücken und Missverständnisse unmittelbar sichtbar.
Mit dem folgenden Prompt in initiieren die Lernenden ihr individuelles Teachback-Gespräch mit der KI:
„Bei der Lehrmethode „Teachback” erklärt der Lernende einem Experten sein Wissen zu einem Thema. Der Experte führt ihn dann zu einem gemeinsamen Verständnis. Ich möchte, dass du als Experte für das Thema "[THEMA]" auftrittst. Zunächst gibst du eine Aufforderung, in der du den Benutzer bittest, dir sein aktuelles Verständnis zu vermitteln. Anschliessend klärst du offensichtliche Missverständnisse und führst den Benutzer durch einen Dialog zu einem gemeinsamen Verständnis.“
[Quelle: Michael Lutz]
Das Ganze funktioniert dann im Einzelnen so:
- Aufforderung zur Darstellung des Wissens: Die KI übernimmt die Rolle eines Experten für das Thema und fordert die Lernenden ausdrücklich auf, ihr aktuelles Verständnis zu schildern. Dadurch reflektieren die Lernenden aktiv, formulieren eigenes Wissen und setzen Prioritäten.
- Erkennen und Klären von Missverständnissen : Auf Grundlage der Erklärung der Lernenden identifiziert die KI in ihrer Expertenrolle typische oder offensichtliche Missverständnisse. Sie greift diese gezielt, aber wertschätzend auf und erklärt sie korrigierend, sodass Lernende direkt rückmelden können, ob sie die Klärung nachvollziehen.
- Führen zu gemeinsamem Verständnis: Durch gezielte Nachfragen, Beispiele oder vereinfachende Erklärungen begleitet die KI die Lernenden schrittweise hin zu einem tragfähigen, gemeinsam erarbeiteten Verständnis. Dieser dialogische Prozess fördert tieferes Lernen, da neue Informationen aktiv mit dem bereits vorhandenen Wissen verknüpft werden.
- Reflexion und Konsolidierung: Am Ende steht ein gemeinsam erreichter Wissensstand, den die Lernenden meist klarer, bewusster und strukturierter erfassen als zuvor. Der Teachback-Prozess schafft damit ein starkes Fundament für nachhaltiges Lernen.
Warum Teachback im Unterricht wirksam ist:
Die Methode fördert aktives Lernen, Selbstwirksamkeit und Lerntransparenz. Sie macht Denkprozesse sichtbar, stärkt kommunikative Kompetenzen und zeigt Lernenden, dass Verständnis nicht nur darin besteht, etwas gehört zu haben, sondern es auch erklären und kontextualisieren zu können. Im Zusammenspiel mit einem KI-gestützten „Experten“ lassen sich Teachback-Phasen individuell, präzise und jederzeit wiederholbar gestalten.
10 Tipps für Lehrkräfte zur erfolgreichen Umsetzung
- Klein starten : Beginnen Sie mit kurzen, überschaubaren Themen oder Abschnitten. So sammeln Lernende positive Erfahrungen, ohne überfordert zu werden.
- Transparent arbeiten: Erklären Sie vorab klar, dass es beim Teachback nicht um perfekte Wiedergabe geht, sondern um das Verstehen und das gemeinsame Klären von Fragen oder Fehlern.
- Sicherheit im Klassenraum schaffen: Betonen Sie, dass Missverständnisse willkommen sind: Sie sind der Ausgangspunkt von Lernen. Eine wertschätzende Atmosphäre ist entscheidend.
- Prompts klar formulieren: Nutzen Sie klare, einheitliche Prompts (wie den oben formulierten), damit Lernende gut in den Prozess hineinkommen.
- Sprache ändern und vereinfachen erlauben: Lernende dürfen zunächst in eigenen Worten erklären – auch unvollständig, vereinfacht oder mit Beispielen. Genau das macht Wissenslücken sichtbar. Wenn es auf einer Metaebene um grammatische Strukturen geht, sollten auch andere Erstsprachen der Schüler:innen zugelassen werden, denn es geht primär um das Verstehen der Inhalte, nicht um sprachlichen In- und Output.
- Strukturhilfen anbieten : Orientierungshilfen wie „Erkläre zuerst…, dann…“ oder kleine Leitfragen (z. B. Was ist das? Warum ist es wichtig? Wie funktioniert es?) können das Teachback erleichtern.
- Paare oder Kleingruppen nutzen: Lernende können Teachbacks auch wechselseitig durchführen (z.B. durch Austausch der Endgeräte). Das sorgt für mehr Sprechanteile auf der Metaebene und erlaubt eine Reflexion des Eingegebenen auf Peerebene.
- Missverständnisse gezielt nutzen: Fehler dienen nicht zur Bewertung, sondern als Lernanlass. Heben Sie typische Stolpersteine hervor und führen Sie gemeinsam zur korrekten Lösung.
- Reflexion einbauen: Lassen Sie Lernende kurz reflektieren: Was konnte ich gut erklären? Was war schwierig? Was habe ich durch das Erklären dazugelernt? Das stärkt Metakognition und Selbstwirksamkeit.
- Transfer ermöglichen : Schließen Sie Teachback-Phasen mit kleinen Anwendungsaufgaben oder Beispielen ab, sodass das neu geklärte Wissen direkt genutzt wird.