sprachdidaktik-sobel 

Ideen und Impulse zur Unterrichtsgestaltung

Übungsblätter für eigenverantwortliches Lernen selbst gestalten

Autonomes Lernen in eigenem Tempo, ausgehend vom individuellen Wissensstand und von verschiedenen Kompetenzniveaus ist im modernen Fremdsprachenunterricht unabdingbar, um der zunehmenden Heterogenität der Schüler:innenschaft gerecht zu werden. Und dennoch findet Unterricht häufig zu größten Teilen im Plenum und im Gleichschritt statt, eine Differenzierung passiert oftmals nur bei einzelnen Aufgaben und ist meist mit einem erhöhtem Arbeitsaufwand für die Lehrkraft verknüpft: Bei kreativen Aufgaben müssen die Texte der Lernenden gelesen und kommentiert, bei Grammatikübungen verschiedene Arbeitsblätter erstellt werden, etc.
Eine Möglichkeit, die Schüler:innen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, z.B. für 30 Minuten, im Unterricht eigenständig arbeiten zu lassen, sind in sich differenzierte Übungsblätter, d.h. es braucht nur ein einziges Arbeitsblatt, dieses enthält aber Lernangebote auf unterschiedlichen Niveaustufen sowie mit unterschiedlichen Sozialformen und Medien und die Lernenden wählen eigenständig wie sie mit was und wie lange arbeiten.

Übungsblätter zum selbstständigen Lernen sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Sie sollten machbare Lernportionen anbieten und nicht - alleine durch die schiere Menge an Aufgaben - überfordern. Es haben sich 5-6 Angebote für eine Lernphase von 30 Minuten bewährt.
  • Die Aufgaben sollten klar verständlich und einfach formuliert, für Anfänger:innen möglicherweise auch ins Deutsche übersetzt sein.
  • Es sollten verschiedene Lernformate (z.B. Onlineübungen, Erklärvideos, Audios, Printübungen, etc.) vorhanden sein, um den Schüler:innen den für sie passenden Ansatz anzubieten.
  • Zu allen geschlossenen Formaten sollten Lösungen angeboten werden, entweder per QR-Code oder klein und verkehrt herum gedruckt bzw. auf der Rückseite des Arbeitsblattes. Halboffene Formate können in Partnerarbeit besprochen werden.
  • Zu jeder Aufgabe sollte es ein Abhakkästchen geben, sodass die Lernenden fertige Teile entsprechend markieren können, sodass auch die Lehrkraft auf einen Blick sehen kann, wer wie weit gekommen ist. Schüler:innen, die Teile auslassen, können diese entsprechend in einer anderen Farbe abhaken.
  • Die Lernenden sollen selbst entscheiden können, welche Übung sie zuerst machen, wie lange sie sich damit beschäftigen und welche sie weglassen möchten. Alle Aktivitäten sollten durch die Schüler:innen dokumentiert werden, damit im Nachhinein reflektiert werden kann, ob und wie erfolgreich das individuelle Lernen war.

Das bedeutet: Die Aufgaben werden NICHT im Plenum verglichen und/ oder besprochen, sondern es erfolgt eine kommunikative “Überprüfung” im Plenum, beispielsweise durch ein gemeinsames Spiel (Quiz, Kugellagergespräche, etc.) oder durch eine Gruppenaktivität (gemeinsames Lösen eines komplexen Problems).
Das folgende Beispiel aus dem Anfangsunterricht Spanisch zeigt, wie ein solches Arbeitsblatt in WORD (hier zum Thema Adjektive) gestaltet werden kann:

Die Erstellung eines solchen Arbeitsblattes dauert etwa 30 Minuten, wenn man auf fertige Inhalte zurückgreift (Grammatikregeln aus dem Buch, fertige Erklärvideos aus dem Internet, Übungen aus dem Internet oder dem Arbeitsheft bzw. digitale Übungen aus dem Angebot von learningapps oder ähnlichen Plattformen).
Zur Weiterarbeit im Unterricht bietet sich ein Memo- oder Dominospiel in Gruppen an, bei dem die Schüler:innen Adjektive und Substantive miteinander kombinieren. Die Lehrkraft kann durch Beobachten feststellen, wer die Regeln bereits verinnerlicht hat und wie die Schüler:innen miteinander ins Gespräch kommen. Weiterführend kann aus den Kombinationen dann eine Geschichte geschrieben werden.

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